Nachrichten vom Höllenhund


Slupetzky
13. Oktober 2009, 17:07
Filed under: - Belletristik | Schlagwörter: ,

Stefan Slupetzky:
Der Fall des Lemming
Lemmings Himmelfahrt

Leopold Wallisch ist der Lemming,ein geschaßter Ex-Polizist, der nun sein täglich Brot mühsam als Privatdetektiv in Wien verdienen muß. Als bei einem dieser ungeliebten Observationsaufträge das Objekt der visuellen Begierde – ein pensionierter Lateinlehrer – mit eingeschlagenem Schädel vor seinen Füßen im Wiener Wald liegt, beginnt eine Geschichte um Abhängigkeit und Mord, um seelische Grausamkeit und um Rache, die den Lemming nicht nur in die Jahrzehnte zurückliegende Vergangenheit einer Schulklasse führt, sondern bei den eigenmächtig durchgeführten Nachforschungen auch wieder die Wege jenes dumpf-faschistoiden Ex-Kollegen Krotznig kreuzen läßt, der seinerzeit der Grund für seine Entlassung aus dem Polizeidienst war. (Aus der Begründung des Friedrich-Glauser-Krimipreises 2005)

Es geht bei den Lemming-Krimis nicht in erster Linie um die Handlung. Die ist schon recht unkonventionell, manchmal krude, manchmal auch gebaut auf Klischees des Wiener Mordfalls. Stilistisch nicht ganz so originell wie Wolf Haas, aber insgesamt besser, der Plot nicht so abwegig wie immer stärker bei Heinrich Steinfest.

Resumée der Jury: “Der Fall des Lemming“ ist ein fesselndes, amüsantes Lesevergnügen mit wohldosiertem Lokalkolorit, ein witziger, bedrückender und subtil kritischer Roman von herausragender Vielschichtigkeit.

Was für den „Fall des Lemming“ gilt, gilt auch für die anderen Lemming-Romane.

Was tun, überlegt er fieberhaft, was denn nur tun?
Der Anflug eines Lächelns huscht jetzt über Grinzingers unbewegtes Gesicht, er zieht den linken Mundwinkel hoch und nickt dem Lemming zu, kurz und spöttisch und doch auch ein wenig verschwörerisch, wendet sich ab und geht los. Er bleibt nicht auf dem Weg, sondern lenkt seine Schritte quer in den Wald hinein, stapft durch raschelndes Laub und Unterholz, bis er kaum noch zu sehen ist. Am Fuß einer mächtigen Buche hält Grinzinger an, stützt sich am Baumstamm ab und hockt sich auf den Boden. Angestrengt späht der Lemming durch die Büsche, versucht zu erkennen, was der Lehrer dort tut. Die Kamera fällt ihm ein. Er zieht die Schutzkappe vom Teleobjektiv, senkt aber dann den Kopf und seufzt.
«Weit hast du es gebracht … Pensionäre beim Scheißen fotografieren, ein Traumjob. Da kannst du stolz drauf sein, mein Lieber ..,,
Inzwischen scheint Grinzinger fertig zu sein. Er richtet sich auf, kehrt zurück auf den Weg, ohne den Lemming eines weiteren Blickes zu würdigen, und setzt seinen Marsch in Richtung Klosterneuburg fort.
Und wenn er nicht …?, denkt der Lemming. Es ist nur ein vages Gefühl, das da plötzlich in ihm hochsteigt, aber vage Gefühle sollte man nie ignorieren, das weiß er aus seiner langen Zeit bei der Kriminalpolizei. Das Spiel ist noch nicht verloren, sagt ihm dieses Gefühl, und: Grinzinger braucht dich, und: Hier geht es um etwas ganz anderes. So seltsam es sein mag: Mit einem Mal kommt ihm der Verdacht, dass der gelbe Umschlag des alten Cerny in Wahrheit hätte rot sein müssen. Und jetzt verlässt auch der Lemming den Pfad, kämpft sich durchs Gestrüpp, bis er die Buche erreicht hat. Schiebt mit seinen Schuhspitzen das Laub zur Seite. Grinzinger hat nicht geschissen. Vor den Füßen des Lemming liegt das blassblaue Päckchen. Nun versteht er gar nichts mehr. Durch seinen Kopf wirbelt ein Reigen wirrer Zweifel, dem er schließlich ärgerlich Einhalt gebietet: Ich habe mir das alles nur eingebildet. Er hält mich für einen Touristen, nicht mehr. Und seine Einladung, oben in der Hütte? Purer Übermut. Eine Laune. Immerhin ist der Mann verliebt. Der Frühling steckt ihm in den Knochen. Er wird seine Angebetete treffen, ihr die Rose überreichen und sie dann zu einem Kinderspiel auffordern. Kichernd wie pickelige Primaner werden sie auf Schatzsuche gehen, werden wie zufällig unter der Buche landen und das Päckchen entdecken. Er wird ihr zuzwinkern und überrascht tun, und sie wird ihm seufzend in die Arme sinken, ihn auf den Boden ziehen und küssen. Nein, nicht nur küssen … Und ich werde die beiden Turteltäubchen dabei fotografieren. Vielleicht bringt das gnädige Fräulein dem alten Lateiner ja Griechisch bei

 Ich les das gerne und freu‘ mich auf den dritten Band, der schon im Regal wartet.

Alles über Slupetzky gibts auf seiner Homepage:

http://members.chello.at/st.slup/

Im Oktober 2009 kommt auch der erste Lemming-Film in die Kinos:
Auch dazu gibts die Seite:

http://www.lemming-derfilm.at/index.html

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