Andrej Longo: Sarahs Mörder
Die Frage, wer Sarah umgebracht hat, findet keine eindeutige Antwort. Das mag als unbefriedigendes Ende gedeutet werden, lässt jedoch auch eigene Gedankenspiele zu.
Andrej Longos Krimi spielt in Neapel, hat damit natürlich den lokalen Hintergrund, die Korruption, die sozialen Disparitäten heben die Stadt hier nicht groß von anderen (süd)italienischen Städten heraus.
Das Besondere ist der Erzähler, ein junger Nachwuchspolizist, der noch zuhause bei Mamma lebt, nicht älter ist als das Opfer Sarah, Tochter aus gutem Hause in guter Gegend. Diesen Acanfora lässt das Gesicht „seiner“ ersten Toten nicht los, er bemüht sich intensiv um Aufklärung, macht schneller Erfahrungen, lernt, was einen im Polizistenleben weiterbringt, dass man – neapolitanisch – nicht alles eng sehen darf. Er wird rascher erwachsen, so dass er am Schluss sogar überlegt, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Dass er zunächst naiv an die Sache herangeht, macht ihn für den Leser sympathisch. Auch die Sprache des Romans ist die des jungen Mannes.
2009 190 Seiten
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Loriano Macchiavelli:
Die Mörder von Sanleonardo
Kommissar Sarti Antonio ist ein bisschen pomadig, leidet unter seiner Kolitis und fährt einen alten Ottoecinquanta . Er hat es schwer bei seinen Vorgesetzten, aber auch die Fahndungsergebnisse fallen ihm nicht aus dem Ärmel.
Loriano Macchiavelli hat ein bisschen Mitleid mit Kommissar Sarti Antonio und begleitet ihn nicht nur verbal, sondern muntert ihn auch auf, bittet auch den Leser in direkter Ansprache um Verständnis. Macchiavelli schreibt sich in sein Spiel mit den Topoi des Genres sogar selbst als Figur mit in den Roman.
Der Krimi ist ganz nett, verbindet ein bisschen Lokal- und Zeitkolorit mit einer Variation üblicher Verdächtiger und einer eher bedächtigen Aufklärung. Dass Sarti Antonio Kult ist, weil er den stärksten Espresso Bolognas brüht , wie es der Klappentext weismachen will, ist Unfug.
2003 200 Seiten
Siehe auch: Gianrico Carofiglio „Reise in die Nacht“
Auf der Krimi-Couch werden ganz viele Krimis vorgestellt. Man kann sie nach Autoren oder Regionen auswählen oder auch gezielt – z.B. nach Ländern oder Städten – suchen lassen.
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