Lucía Puenzo: Das Fischkind
Lala ist das Mädchen aus der Oberstadt, sie verliebt sich in das paraguayische Dienstmädchen Lin, genannt die „Guayi“; weil Lalas Vater sich auch über die Guayi hermacht, bringt Lala ihn so nebenbei um, die Mädchen fliehen aus dem Reichen-Ghetto zu dem sagenhaften Ypacaraí-See, die Guayi wird geschnappt und kommt in den Jugendknast, weil man die Tat ihr zuschreibt. In einem furiosen Showdown befreit Lala ihre Freundin und sie machen sich auf den Weg in die Sonne. Oder ins Wasser, denn „so kann Lala auch ‚Guayis’ Kind nahe sein, das dort vor Jahren zur Welt kam und, fürs Leben unter den Menschen zu zerbrechlich, nun verirrte Schwimmer auf den Seegrund lockt. Denn nach der Geburt verwandelte es sich in ein Wasserwesen – in „Das Fischkind“, das diesem rasanten, rebellischen Romandebüt den Titel gibt.“ (Florian Borchmeyer, FAZ) Das “Fischkind” ist kein magisches Wesen, sondern eine Umschreibung für einen Kindsmord.
Erzählt wird das alles von Serafín, Lalas Findelhund, hässlich, zerzaust, geil, ein steter Adabei mit erprobtem Riecher. Ich habe diese außergewöhnliche Erzählperspektive immer wieder vergessen und war überrascht, wie menschlich doch der Hund sein kann. Jedenfalls sorgt er dafür, dass der Roman nicht zu sehr abhebt.
Als „sensibel und brutal“ bezeichnet Leonie Meyer-Krentler den Roman in der ZEIT. Ich bin auf den Titel gestoßen über Beate Rothmaiers „Fischvogel“; beide Mädchen fliehen, Rothmaiers Mika in die tiefsinnigen deutschen Wälder, Puenzos Lala in die Härte des Lebens außerhalb des heuchlerischen Elternhauses.
2004 150 Seiten
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