Nachrichten vom Höllenhund


Hein
26. Juni 2011, 12:42
Filed under: - Belletristik | Schlagwörter:

Christoph Hein: Landnahme

Das Land nehmen wollten die Flüchtlinge den Einheimischen nach dem Krieg, das Land genommen haben den Bauern die Kollektivierer in der DDR. Hein thematisiert beides in einem Blick auf ein Leben in der DDR von 1945 bis nach deren Untergang. Allerdings verläuft die Zeit nicht linear, langsamer, wenn beispielhafte Episoden wichtig scheinen, kursorischer, je später es wird.

In den Mittelpunkt stellt er Bernhard Haber. Vom ungeliebt bockigen Außenseiter in der Schule, wo er sich mit Schweigen und Eigensinn durchbeißt, bis zum Unternehmer und Mitglied der Nomenklatura in der sächsischen Kleinstadt Guldenberg begleitet ihn Hein, lässt ihn selbst aber nur in seinen zähen Gesprächen auftreten. In den Erzählungen von fünf Männern und Frauen, die Bernhard Haber in seinen Lebensabschnitten gekannt und begleitet haben, entsteht das Porträt eines Mannes, der es als schlesisches Flüchtlingskind schwer hat, Fuß zu fassen, der sich aber nicht unterkriegen lässt, sich nicht anpasst, aber auch nicht opponiert, ein Eigenbrötler in der DDR. Die privaten Belange sind Hein wichtiger als das politische Leben, das sich nicht ausblenden lässt, die Wirrnisse des Lebens aber eher unmittelbar bestimmt. Dei privaten Fluchten sind klein, die große Geschichte bleibt Randthema.

Hein schreibt nicht Geschichte der DDR. Bernhard Habers gab es auch in der BRD, auch hier hatten sie es nicht leicht, auch hier wurden Flüchtlinge und Vertriebene nicht geliebt, auch hier war es Devise, sich aus der „schlechten“ Politik herauszuhalten, um privat zu überleben oder mehr herauszuholen.

Der Stil passt sich den Erzählern an, die allesamt den unteren Schichten entstammen, Arbeiterkinder sind und Arbeiter werden. Die Personen erzählen nicht nur über Haber, sondern auch über sich, die Art des Berichtens ähnelt sich. So entsteht keine große Erzählkunst, so bleibt der Roman auch in seiner Geschichte beschränkt auf die Provinz.

2004       360 Seiten

3-4


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