Nachrichten vom Höllenhund


Girl from the Fog Machine Factory
19. April 2019, 16:00
Filed under: Theater

Thom Luz:
Girl from the Fog Machine Factory

„Wenn die Regie nicht weiterweiß, greift sie gern zu Trockeneis.“ Samuel Streiff ist der Impresario, Arrangeur und Moderator der nicht ganz ernsten Performance fürs Mädchen, das die Nebelmaschinenfabrik besucht. Thom Luz führt seine Truppe und die fog2Zuschauer durch die abgesenkte Bühne in der Kammer 2, die kleine Fabrik „am Rand der Stadt. Die Auftragslage ist dürftig“ trotz der angeblichen Ambitionen der Regie, um finanziell über die Runden zu kommen, sind Ideen gefragt. (Programmzettel) So finden sich die Cellistin Mara Miribung und der Keyboarder Mathias Weibel ein, die dem Programm den musikalischen Rahmen verleihen, Sigurdur Arent Jónsson ist der Herr der Nebel und die titelgebende   Fhunyue Gao tritt im roten Kleid (ohne Bild) schüchtern durch die Tür und lässt sich von den Kerlen durch die Werkstätte führen.

Auf der Bühne stehen mehrere Ventilatoren, ein altes Röhrenradio, Mischpulte, zwei Revox-Bandmaschinen und, neben allerlei anderen Requisiten, diverse Nebelmaschinen, von recht groß bis winzig. Noch bevor das Spiel beginnt, hört man liebliche Chorgesänge, das Personal ercheint, die Maschinen werden angeworfen, die Benebelung kann fog3beginnen, „mit den Nebelmaschinen hantieren sie schon auch“ (Egbert Tholl, SZ) oder: „Wie uns der Titel des Stücks versprochen hatte, gab es Nebel“ (Charlotte Saner).

Der Programmzettel verspricht „Wasserfälle, Planetenringe, leuchtende Nebelmeere und berühmte Skulpturen von Rodin und Giacometti, Böcklins Toteninsel mit Ruderboot, alles aus Nebel nachgebaut. Flüchtig zwar – aber immerhin. Vor den Augen der sporadisch vorbeischauenden Laufkundschaft entstehen Bilder von flüchtiger Opulenz und handwerklich-praktischer Sinnfreiheit“. Nun ist es so, dass mir das Sinnfreie schon recht ist, wenn es schön ist oder überraschend oder überwältigend. Doch Thom Luz’ Aerosole können nicht genug, sind zu frugal. Skulpturen nicht einmal erahnt. Viel Aufwand, wenig Originalität, Poesie und Lumineszenz nur in der Behauptung. Die Technik absorbiert die Kreativität. Auch die Rahmengeschichte trägt nicht. In der Moderation blitzt Ironie auf, Samuel Streiff fragt ins Publikum, ob es enttäuscht sei. fog1Höfliches Schweigen. Wo der Nebel refüsiert, erklingen schöne Lieder. Aber das war nicht das Thema, odr? Immerhin, einmal werden wir Zuschauer umhüllt, der Nebel wird in Folie gefangen, zwei Nebelringe vereinigen und zerstören sich dabei (Poesie), ein Orchester aus Nebelschloten als schiedliches Schlussbild. „Ob sich aber die Zukunft der Firma mit derart vergänglichen Kurzschönheiten retten lässt?“ (Programm)

Natürlich, der Nebel ist eine Metapher. Aber was wäre das nicht. Ein Gesamtkunstwerk. Schall und Rauch.

Münchner Kammerspiele – Aufführung am 12. April 2019

P.S. Das „Girl From The Fog Machine Factory“ ist als „zeitgenössische Geschichte mit magischem Ende“ zum Berliner Theatertreffen 2019 eingeladen.


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