Colm Tóibín: Nora Webster
Ende der 1960er Jahre, Irland, Kleinstadt. Nora Webster, Mitte 40, zwei erwachsene Töchter, zwei minderjährige Söhne, ihr Mann Maurice ist gestorben. Sie trauert, über Jahre, ist unfähig, Maurices Kleider wegzugeben, sie steht allein im Leben, muss und will üben, sich selbst zu definieren, erwartet Hilfe und heißt sie nicht willkommen.
»Sie meinen es gut. Die Leute meinen es gut«, sagte sie.
»Abend fürAbend«, erwiderte er. »Ich weiß nicht, wie Sie das aushalten.«
Sie fragte sich, ob sie wohl ins Haus zurückgehen konnte, ohne ihm noch einmal antworten zu müssen. Er sprach in einem neuen Ton zu ihr, einem Ton, den er sich vorher nie herausgenommen hätte. Er sprach so, als sei sie ihm irgendwie Rechenschaft schuldig.
»Die Leute meinen es gut«, wiederholte sie, aber diesmal machte es sie traurig, das zu sagen, sie musste sich auf die Lippe beißen, um die Tränen zurückzuhalten. Als sie Tom O’Connors Blick sah, begriff sie, dass sie niedergeschlagen, ja besiegt gewirkt haben musste. Sieging ins Haus.
Es war schon beinahe acht Uhr abends, als es klopfte. Im Hinter zimmer brannte der Ofen, und die zwei Jungs machten am Tisch ihre Hausaufgaben.
»Du gehst aufmachen«, sagte Donal zu Conor. »Nein, du.«
»Einer von euch geht«, sagte sie.
Nora war immer schon querköpfig.
»Sie war ein richtiger Teufel«, sagte Catherine. »Mehr habe ich über sie nicht zu sagen.«
»Tatsächlich?«, fragte Phyllis.
»Und dann hat sie Maurice kennengelernt. Vom ersten Mal an, wo sie mit ihm ausging, war sie ein anderer Mensch. Ich meine, direkt lammfromm wurde sie nicht. Aber sie änderte sich.«
»Ich nehme an, sie war glücklich«, sagte Una.
»Maurice war die Liebe ihres Lebens«, sagte Catherine. »Ah, das ist allerdings wahr«, warf Josie ein.
»Sie konnte aber nach wie vor ein Teufel sein«, sagte Una.
Nun ist es nicht schwer, im tiefkatholischen Irland als teuflisch zu gelten. Da reicht es schon, ein Recht auf sich selbst zu beanspruchen, auf eine Privatsphäre, auf selbst zu treffende Entscheidungen. Als Maurice tot ist, will sie für ihn und in seinem Sinn weiterleben, ohne sich von Verwandten und Bekannten bevormunden zu lassen. Maurice war geachteter Lehrer, Nora muss etwas (aus sich) machen. Colm Tóibín begleitet sie – fast – abstandslos auf ihrem Weg.
Da sind die beiden Töchter Aine und Fiona, die dabei sind, sich „abzunabeln“, von Kindern zu Partnern zu werden, Ratschläge nicht mehr zu nehmen, sondern zu geben. Die beiden Kleinen leiden unter dem Verlust des Vaters. Donal beginnt zu stottern, Connor wird überkorrekt, stellt alles in Frage. Beide sind noch zu jung, um die vakante Rolle in der Familie zu übernehmen, beide suchen ihre Rolle, werden unleidlich, ziehen sich in ihre Hobbies zurück. Nora will sie verstehen, sie behüten, sie nicht vor den Kopf stoßen, auf ihre Bedürfnisse eingehen, die sie selbst nicht formulieren können. Allein das ist schon ein Zeichen gegen die oft aufdringlichen Normen der Irishness. Jeder Schritt verlangt eine Überlegung, der Alltag von Nora setzt sich aus solchen Szenen zusammen: der Umgang mit den Kindern, die Besuche von Schwestern, Tanten und Nachbarn, Einkäufe, kleine Ausflüge. Nichts davon ist banal. Immer wieder ragen Ereignisse heraus. Soll man das Ferienhaus verkaufen, lohnt sich die Renovierung eines Zimmers im eigenen Haus, hat man genug Geld für einen Urlaub an der See? Ist die neue Frisur nicht zu jugendlich? Nora entschließt sich, eine ungeliebte Arbeit bei missgünstigen Vorgesetzten und Kollegen anzunehmen, es besteht schließlich Bedarf an Geld, Nora nimmt Gesangsunterricht, um in einen Chor eintreten zu können, sie tritt in die Gewerkschaft ein. Als Leser erlebe ich alles sehr nahe mit, Nora Webster ist das Zentrum des Romans. In Irland schwebt die Konfessionalität als „Überwachungskatholizismus“ (Ijoma Mangold) stets mit, in der Strukturierung des Alltags wie in der Schule. Dass alle sofort von Noras Handlungen und Problemen unterrichtet sind, macht es nicht leichter, die Erwartungen sind nicht zu erfüllen.
Wir haben ältere Verwandte auf dem Land, die Sippschaft drüben in Kiltealy, und die Ryans in Cork, und die würden das einfach merkwürdig finden, Nora. Sie hätten alle gern einen schlichten Totenzettel in Erinnerung an Maurice.«
»Würden sie denn nicht glauben, wir hätten uns zerstritten, wenn wir getrennte Totenzettel drucken?«
»Sie wissen, wie nahe wir uns alle stehen, Nora, ganz besonders in dieser Zeit.«
»Das ist vielleicht die beste Lösung«, sagte Jim.
Da war für Nora klar, dass er und Margaret die Angelegenheit bereits ausführlich durchgesprochen hatten. Sie war mit dem Kompromiss zufrieden und froh darüber, dass sie nicht vor ihnen eingeknickt war, als sie schlichte Totenzettel mit den ewig selben alten Gebeten gefordert hatten.
Der Nordirlandkonflikt („The Troubles“) ist Thema der Fernsehnachrichten und – mit deutlichem, aber verhalten vorgetragenem Standpunkt – Inhalt der Familiengespräche. Schon die Frage, ob man Derry (irisch) oder Londonderry (GB-Unionisten) sagen soll, führt zu Auseinandersetzungen. Also meidet man das Thema in der Öffentlichkeit, allein Noras Tochter Aine politisiert sich.
Ein leiser, behutsamer, autobiographisch grundierter Roman mit viel Verständnis für die Hauptperson. Kein Urteil, subtile Aufmerksamkeit. „Mehr noch als aus dem, was gesagt wird, entfaltet der Roman seine Wirkung aus dem, was verschwiegen wird. Das Innehalten tritt an die Stelle des Dramas, die katastrophischen Emotionen laufen verdeckt ab.“ (Sandra Kegel, FAZ) „Individualgeschichte als Chronik einer Region, meisterhaft umgesetzt“, findet Christopher Schmidt (SZ). Man sollte die erwartete Geduld beim Lesen mitbringen.
2014 385 Seiten
dtv-Material für Lesekreise (pdf)
Das Lesenswert-Quartett vom vom 13.10.2016 („Ein Meisterwerk“)
Literarischer Feminismus – Rezension von Regina Roßbach (literaturkritik.de)
![]() 2 |
Claire-Louise Bennett: Teich
Auf dem Rückweg stellte ich die leere Schüssel auf die Bank am Teich und setzte mich daneben. Ich hätte sie besser festgehalten; nach einer Weile musste ich sie auf die Knie nehmen, weil es sich zu seltsam anfühlte, neben einer Schüssel zu sitzen. Fast hätte ich sie angesehen und mich nach ihrem Befinden erkundigt.
Das „zeigt, wie kleine Dinge mit einem Mal eine ungeahnte Tiefe gewinnen“, sagt der Klappentext. Andrew Gallix fügt im Guardian hinzu: Dieses witzige, wunderschön geschriebene Buch erinnere uns an das Leuchten alltäglicher Dinge. „Everyday objects take on a luminous, almost numinous, quality through the examination of what Emerson called “the low, the common, the near.” Für die Erzählerin kommt diese Art der Aneignung der Welt nicht unverhofft, die “Tiefe” erreichen die kleinen Dinge durchs Erzählen, durch die Auseinandersetzung mit ihnen. Und es sind keine „kleinen“ Dinge, weil für die junge Frau alle Dinge gleich groß, gleich bedeutend sind. Ein Zeichen von „Hochsensibilität“, für ein „Leben ohne Filter im Kopf“ (Jessica Kühn, SZ) Alle Dinge sind da, werfen Fragen auf, man stößt sich an ihnen. Man muss sie einfangen, damit sie aufhören, „Monster“ zu sein. Erst wenn man die Monströsität der Welt akzeptiert, geben die Monster Ruhe.
Warum sollte man mich nicht sehen? Ich habe keine Angst. Keine Angst vor dem Monster. Soll es doch auf der mondbeschienenen Straße stehen und mich beobachten. Es beobachtet mich immer schon, mein Leben lang, es kommt und geht – und ich weiß nicht, was es sieht, wenn es da draußen steht, ich kann nicht einmal ausschließen, dass es inzwischen ein bisschen Angst vor mir hat – ich glaube, ich muss doppelt vorsichtig sein, sonst verscheuche ich es noch. Denn unter uns gesagt kann ich überhaupt nicht sicher wissen, wo ich ohne das Monster wäre.
Die Erzählerin lebt in einem alten kleinen Haus an der Westküste Irlands, die weite Welt ist ausgeblendet, man kann anfangen, die Dinge und Ereignisse zu rubrizieren, sie zu befragen, sie zu begreifen. Ein Brief, eine Tasche, der Pullover und der Hut, Tinte und Leergut, die Suppe, die Kühe und das Gatter, Töne, Martin’s Hill.
Der See, der Fluss, die ruinierte Burg, das Gebüsch, die hohen Bäume, die elenden Wolken, das vollgepisste Schilf, die Ruderer in ihren Booten, das Monster, das Nachbarhaus, die Kinder, die Mutter, die Garage, die Gartengeräte, die trocknenden Erdklumpen, der Flur, die Treppe, die Türen, die Schlüssellöcher, das Bett, das Darunter, die Angst, der kalte Boden, die Fesselriemchen, der ewige Staub.
So viel Nahes, so fremd. So viel Berührendes, so viel zu berühren.
Ich komme die Treppe herunter oder trete aus einem der angrenzenden Zimmer, und immer halte ich etwas in der Hand, ein Handtuch beispielsweise. Ein Handtuch, eine ungelesene Zeitung, Wäsche, ein Glas. Als schleppte ich Gegenstände aus einer anderen Welt an. Und damit nicht genug: Ich gehe an ihm vorbei und verschwinde im nächsten Zimmer, als wäre der Gegenstand in meiner Hand heilig und müsste dringend woanders hin.
Manchmal lege ich beide Hände an den Eichenbalken, und dann erst drehe ich mich um, endlich.
Aber nein, so ist es nicht. Ich meine, dass ich mich umgedreht habe, in Wahrheit habe ich mich nur verdreht. Ein Teil von mir wendet sich ihm zu, ein anderer bleibt abgewandt. Doch die Geste ist angemessen, sie reicht aus, den Anschein eines vollständigen Umdrehens zu erwecken; ich schütze vor, interessiert zu sein, keinen Widerstand zu leisten, die Unterhaltung vielleicht sogar zu genießen. Zu mehr fehlt mir der Mut. Ich möchte nicht riskieren, mich ganz umzudrehen und möglicherweise etwas Banalem gegenüberzustehen. Das könnte ich nicht ertragen, da verdrehe ich mich lieber. Und dann greife ich zum Glas und trinke. Ich trinke, weil ich … was? Mich locker machen will? Wäre das nicht vollkommen normal? Handelt es sich dabei nicht um das sprichwörtliche Entspannen? Nein, nein, auch das ist es nicht. Es liegt am Ort, genau genommen am Gefühl, verortet zu sein; gegen diesen Eindruck muss ich mich wehren, ich muss ihn zerstreuen. Ich möchte die Mauern beiseiteschieben und den Steinboden zu Sand zerreiben. Drinnen sage ich die albernsten, rücksichtslosesten Sachen. Wände, Böden und Decken pressen mir den ätzendsten Unsinn ab. Ich werde defensiv, kritisch, renitent und kühl. Wirklich unmöglich! Nein, manchmal gehören Männer und Frauen einfach nur ins Freie.
Die Dinge sind natürlich auch Surrogat für die nicht eingelöste Beziehung zu Menschen. Die Erzählerin spricht immer wieder von Männern, vorüberziehenden Begleitern. Es geht hier ums Lebensglück. Erst ganz am Schluss redet sie die Person mit „Du“ an; der Leser ist sich mit ihr aber nicht sicher, ob das nicht bloße Vision ist. Im letzten Kapitel („Bekanntes Terrain“) wechselt die Ich-Erzählerin in die 3. Person. „Die Liebe kann überraschen. Sie konnte nicht sagen, woher der Satz gekommen war, doch er stammte nicht von ihr. Er gefiel ihr, sie stützte sich auf und drückte die Fäuste tiefer in den Boden. Die Liebe kann überraschen, sagte sie und fühlte eine ungeahnte Unbeschwertheit. Dann wandelte sie das Mantra leicht ab, beugte sich mit Haut, Augen und Lippen über ihre gekrümmten, verdreckten Finger und flüsterte: Die Liebe muss überraschen.” Erlebt sie hier die Überwindung der Selbst-Beschränkungen? Hat sie das “Monster” doch noch gebändigt? Oder sieht sie sich zumindest bereit, mit ihm zu koexistieren?
Das Erzählen ist durchgängig bestimmt durch die Unsicherheiten. Darf man dem trauen, an was man sich erinnert? Könnte es nicht auch anders gewesen sein, hat man die Erinnerung etwa zurechtgebogen?
Neige ich dazu, ungefragt in Erinnerungen zu schwelgen? Seit wann? Denn ehrlich gesagt glaube ich nicht, irgendwelche Details meiner Vergangenheit besonders interessant oder rührend gefunden, geschweige denn verlässlich erinnert zu haben. Aufgrund meiner radikalen Unreife und meines beharrlichen Mangels an Ehrgeiz bedeuten mir reale Ereignisse eher wenig. Ihr Einfluss auf mich ist entweder null oder niederschmetternd, aus dem Grund traue ich mir selbst kaum zu, Erinnerungen zu produzieren, die mit den tatsächlichen Begebenheiten übereinstimmen, nicht einmal in Bezug auf Ereignisse von nationaler Tragweite. In meinen Schwelgereien hingegen glänze ich mit beeindruckender Gedächtnisleistung. Ich schwelge nicht in der Vergangenheit, nicht in der äußerlichen zumindest, sondern viel öfter in jenen Tagträumen, denen ich als Kind nachhing – unter Bäumen, hinter Vorhängen, so in der Art. Ist das verständlich? Dennoch – und trotz meiner insgesamt eher unglaubwürdigen Erzählweise – schien ich fest entschlossen, etwas in den Martin’s Hill hineinzuinterpretieren.
Ein “kleines Ding” im alten Haus sind die “Kontrollknöpfe” des Herdes. Aber auch die sind brüchig. “Zehn Minuten lang bin ich ratlos, und das Gefühl unterscheidet sich, wie ich merke, nicht groß von der vertrauten Gleichgültigkeit. Folglich komme ich gut damit zurecht.“
Überraschend erinnert sich die Erzählerin an Marlen Haushofers Roman über die letzte Frau auf Erden, „Die Wand“. Die Erinnerungen sind auch hier trügerisch, doch „ich wollte meine Eindrücke von den Ereignissen beschreiben, nicht die Ereignisse selbst”. Subjektiv wie die Wahrnehmung eines Kindes in seiner völligen Konzentration auf das kleine Ding, auf den aktuellen Moment. Claire-Louise Bennett hat die passenden Wörter und die Bilder voller Phantasie. Man sollte das Buch noch mal lesen.
Auf einmal erschien der poröse Mond, schwach glimmend wie Kalkstaub, ein Ausgestoßener. Einen Augenblick lang geriet alles in ein schreckliches Stocken, meine aufgerissenen Augen klafften kalt und riesig – und dann glitt es zurück in eine ausufernde Beweglichkeit, und mir blieb nichts als ein bedrückendes, brennendes Gefühl der Entsagung.
2015 215 Seiten
Leseprobe beim Luchterhand-Verlag
Claire Louise Bennett Reads in Kennys Bookshop
![]() 2 |
Patrick McGinley: Bogmail
Blackmail ist die Erpressung. Das Moor nennt man in Irland bog. Da die Erpressung ihren Ursprung im Moor hat, heißt sie bogmail. Der Erpresser unterschreibt seine Briefe mit Bogmailer. Erpresst wird Roarty, der Wirt des Pubs in Glennkeel im äußersten Nordwesten Irlands. Der hat Probleme mit Frau und Tochter. Die Frau Florence ist ihm entwichen, die Tochter bandelt mit seinem Barkeeper Eamonn Eales an, und da Roarty diesen für einen Nichtsnutz hält, muss er eingreifen. Als Tatwaffe ergreift er Band 25 der Encylopädica Britannia, seinem einzigen und Lieblingsbuch, als Entsorgungsort bietet sich das Moor an.
„Bogmail“ firmiert bei der Büchergilde als„Kriminalroman“, beim Steidle-Verlag präziser als „Roman mit Mörder“. Aber das ist ablenkende Täuschung. Sicher, es gab den Mord und da Roarty im Moor wohl beobachtet worden war, folgt auch der Brief aus dem Moor. Aber McGinley denkt nicht so oft an das Verbrechen, denn er hat Wichtigeres zu erzählen. Wichtiger ist in Irland der Ire, seine Dorf- und Pubgemeinschaft und das Irische als solches, wobei das Katholische mit demAlkoholischen eine fruchtbare Symbiose eingeht. Und da müssen und dürfen wir als Leser dabeisein.
Die Darsteller: Tim Roarty, abgebrochener Seminarist, liebt die Musik von Schumann und besitzt ein Exemplar der Encyclopedia Britannica, aus der er Artikel auswendig lernet und deren Gewicht er schlagkräftig einsetzt. Er fängt ein schüchternes Verhältnis an mit Susan, der Nachfolgerin von Eales. Gimp Gillespie, Lokalredakteur mit Hang zur Wiedraufbereitung nichtssagender Vorjahresmeldungen, das ,was die Leser lesen wollen. Kanonikus Loftus, als Reverend ausreichend charaktersiert. Seine Haushälterin Nora liebt ihn, aber sie grast auch über die Grenze ins Englische hinaus zu Kenneth Potter, der in geschäftlichen Dingen ins Land kam, als Fremder die Verhältnisse zum Schwingen bringt und deshalb beäugt und bewundert wird. Zur Abrundung noch einige Maulhelden, die sich im Pub zum Irischsein einfinden: der Fischer Roary Rua, der raffgierige Bauer Crubog, der Kommunist Cor Mogaill, der Dorfpolizist McGing.
Manchmal fährt man zum Angeln, zur Vogelbeobachtung, ins Moor, doch meist kreuzen sich die Wege im Pub, dort fließen neben Stout und Whiskey auch die Emotionen, allein oder im alkoholbeflügelten philosophierenden Palaver.
Nach allem, was Potter seit seiner Ankunft gesehen hatte, mochte er die Iren. Bei sich zu Hause waren sie deutlich attraktiver als im Ausland – Reisen tat ihnen nicht gut, genau wie ihrem Nationalgetränk. Was er nicht verstehen konnte, war ihre Bereitschaft, auf bloßes Gerede hereinzufallen. Sie schienen zu glauben, dass etwas, wenn man nur lange genug darüber sprach, eintreten würde, ohne dass man einen Finger oder Zeh rühren musste. Eine entschuldbare Einstellung, solange das Gespräch selbst geistreich war. Im Gegensatz dazu war er zu dem Schluss gelangt, dass es sich bei dem sogenannten Erfindungsreichtum irischer Gesprächskunst um einen Mythos handelte, den wortkarge Engländer in Umlauf gebracht hatten.
Seiner Ansicht nach waren die Iren keine großen Unterhaltungskünstler im Stile Dr. Johnsons; sie waren große Redner, zufrieden damit, über einem Pint Stout nach dem anderen draufloszuplaudern, sprachliche Luftschlösser zu bauen, ohne einen Gedanken auf die Sache oder den Sinn zu verwenden. Wenn das Wesen eines Gesprächs Kommunikation war, dann bestanden die Iren den Test nicht, da sie sich auf die Ausschmückung des Nebulösen kaprizierten.
Als unerwartet neben der nächsten Bogmail ein Fuß des Mordopfers auftaucht, bringt das zur vorübergehenden Beruhigung Roartys weniger die Lösung des Falles in größere Nähe, sondern bietet Anlass für ein Schwätzchen, das den Mord mehr ins Allgemein-Kriminalistische zieht. Ein Roman mit Mörder, unter anderem.
»Ich meine, dass ein Fall, der gelöst werden kann, schnell gelöst werden wird.«
»Mit anderen Worten, nur leichte Fälle werden gelöst?« »Aber was ist schon ein leichter Fall?«, fragte McGing, dem das Interesse seines Gesprächspartners Vergnügen zu
bereiten begann.
»Ein leichter Fall dürfte einer sein, bei dem die Identität des Täters auf der Hand liegt.«
»Was für den einen Polizisten ein leichter Fall ist, bringt einen anderen sehr wohl durcheinander. Für jeden Topf den richtigen Deckel, für jeden Kriminellen den richtigen Polizisten – darin liegt das Geheimnis. Ein Krimineller mag jahrelang straffrei ausgehen, bis er zufällig an den richtigen – aus seiner Sicht: den falschen – Polizisten gerät.« McGing sah Roarty an, als hätte er mehr gesagt, als er sollte.
»Verstehe ich nicht.«
„Bogmail“ ist kein Krimi für Krimileser. Es ist ein Roman für Leser, die über gescheiten und ausschweifenden Diskursen das Böse vergesen, denn das Böse steckt schon im Alltagsleben selbst. Und man sollte sich die Zeit nehmen für „hochliterarische Exkurse“ (Christopher Schmidt, SZ) „Einzig der Hang, die Mystik der Moorlandschaft allzu metaphernreich und wabernd zu beschwören, hängt dem Buch bisweilen so schwer von den Schultern wie ein regennasser Wollpullover.“ (Christopher Schmidt) Und ein bisschen bernsteinfarbenen whiskeymythischen Sex gibt obendrein.
Als er diese stumme Gestalt, einen Angler, der nicht länger fischte, zum ersten Mal erblickt hatte, war er ergriffen gewesen wie sonst nie auf dem Land. Und er hatte dieses Bild mit sich herumgetragen, bis er zufällig auf ein wirkmächtigeres gestoßen war: einen grauen Reiher, der knietief in einem steinigen Moorsee fischte, wie eine Statue, ganz für sich und zeitlos – ein Zeichen dafür, dass eine Landschaft ein eigenes Leben führte, tiefgründiger, mysteriöser noch als das Leben ihrer Bewohner. In dem Gefühl, eine weitere Haut von der Zwiebel gepellt zu haben, sagte er sich, dass er nicht so sehr ein Paradigma für Irland als vielmehr ein Paradigma für das Leben schlechthin enthüllt hatte, für das Grauen und die verzweifelte Einsamkeit, die ihm innewohnte. In einem Anfall von Erkenntnis bemerkte er die zarten Falten, die sich von Noras Mundwinkeln verzweigten, und er fragte sich, ob sie sich vor der Nacht fürchtete.
Sie fuhren zwischen zwei Zeilen traurig aussehender doppelstöckiger Häuser dahin, die er zu ignorieren versuchte.
»Gillespie, du bist unmöglich«, sagte Potter und stand auf, um zu gehen.
»Wozu die Eile? Bleib, bis wir die Flasche geleert und uns im philosophischen Gespräch verwirklicht haben.«
»Ich fürchte, ich muss gehen. Ich führe Nora ins Hotel aus, für ihre Art des philosophischen Gesprächs.«
»Was kann ich als Junggeselle dazu sagen? Des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf einem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und eines Mannes Weg an einer Jungfrau. Drei sind mir zu wunderbar, und das vierte verstehe ich nicht.« Gillespie schenkte ihm ein schiefes Lächeln.
»Komm morgen Abend auf einen Drink zu mir. Ich habe eine volle Flasche Glenmorangie, und ich besorge ein paar Flaschen Guinness, um uns auf die Sprünge zu helfen.«
»Potter, du bist ein Gentleman. Und unsere Diskussion über die Blume und den Wurzelstock werden wir fortführen.«
Potter legte bei Roarty’s einen Zwischenstopp ein, weil er hoffte, nach dem Feuer des irischen Whiskeys werde ein großer Glenmorangie seine Kehle kühlen. Roarty zeigte sich von seiner liebenswürdigsten Seite. »Ich habe Neuigkeiten für dich«, sagte er lächelnd. »Der Kanonikus hat sämtliche Vorstandsmitglieder für Freitag um acht zu einer Besprechung ins Pfarrhaus eingeladen. Endlich hat er angebissen, der Teufel.«»Ich frage mich, was er vorhat«, sagte Potter.
»Teufeleien! Was sonst?«, sagte Roarty.
1978 340 Seiten
“Unter Torfnasen” – Rezension von Christopher Schmidt (SZ)
![]() 2 |
Kevin Barry: Dunkle Stadt Bohane
Kevin Barry traut seinem Roman zu wenig und erklärt sich im Nachwort: „Bohane ist ein heimtückischer, übler, mörderischer, intriganter Ort – und verdammt sexy. Eine Stadt voll brutaler Killer, Ganoven und Banditen, und ich liebe sie alle. Die Geschichte ist in Technicolor geschrieben. Sie erzählt von einem Bandenführer, dessen Herrschaft zu Ende geht, sowie vom Thronfolgekrieg, der in den Ränke schmiedenden Rängen ausbricht.”
Die Handlung ist schnell berichtet: “Die Stimmung in der Stadt war ein Gemisch aus Angst und Hoffnung. Es würde einen mächtigen Zusammenstoß geben, und eine kleine Welt erschauert, wenn Giganten kollidieren.” Das Hochamt wird als Fehde zelebriert, am kürzesten Tag des Jahres und als Fest wiederholt in der “Nacht des Augustmarktes”. Aufstellungen, Lungern, “die Stadt wartet nur”, mehr ist nicht, aber dieses Nichts beobachtet Barry genau.
In Bohane, der fiktiven Stadt in Irlands Westen, hat das Laster senie Heimat, Sex & Drugs & Calypso gehören zur verklärten Folklore. Durch diesen brodelnden Kessel stromern die paar Haudegen, die überlebt haben und deren Würde darin liegt, keine zu haben. Noch können sich die Alten halten, aber sie sind sentimental geworden: “Aitsch”, Hartnett Logan, der lange Emporkömmling, sein Widersacher“Dschee”, der “Gant Broderick”, verflochten auch über die Braut Macu. Noch ein paar andere namentlich herausgehobene Typen spielen ihre Rollen, “sämtliche Charaktere entsprechen archetypischen Figuren des klassischen Western”. Sehnsucht liegt über der Stadt, saudade, die Trauer über die verlorene Zeit und die verlorene Welt und über das heranrasende Alter. Der Nachwuchs drängt nach vorne, verschleißt sich aber in ungeschützten Kämpfen.
Doch da ist Jenni.
»Das Killergirl«, sagte er.
Vom hohen Bogen der Brücke verfolgte Jenni Ching gelassen den Aufstand – ließ Rauchringe aus gespitzten Lippen in die Nacht kreiseln. […] Die Prozession zog weiter, und auf den Handelshöfen entlang des Ufers kauerten im kalten Schatten des Morgens die angeketteten Köter mit ihren mageren, angstbebenden Flanken, und sie schnürten in die frische Luft eine Abfolge von jaulendem, flehendem Gekläff.
Jenni genoss diesen Vorgeschmack ihres neuen Lebens
wie sie dahinritt im feierlichen Takt ihrer Thronbesteigung, fühlte allerdings auch die Gänsehaut der Angst, checkste?
wie sie in den Blicken ihres Gefolges bereits nach dem gelben Flackern suchte, dem fahlen Abglanz des Ehrgeizes
wie sie im aufhellenden Himmel langsam den letzten Schimmer der verlorenen Zeit verblassen sah.
Jenni war gerade siebzehn geworden, für ihre Jahre aber ganz plietsch. Auf der Hut, das war sie auch, und ein scharfes kleines Luder mit Arschhängerhose, Keilabsätzen und ihrem zum Springbrunnen hochgeturbanten Streifenhaar. Sie fischte einen Zigarrenstumpen aus der Tittentasche ihres weißen Vinylhoodies, steckte ihn an.
»Auffer annern Seite der Brücke ist die Kacke am Dampfen, Mr Aitsch.«
»Weiß ich doch.«
»Wennse mich fragen, plustern sich die Cusacks aus Rache grad richtig in Rage, okay? Und das Letzte, was Smoketown brauch, issn Haufen dieser Loser, die von ihren Hochblocks zu uns runterbullern.«
»Bislang haben die Cusacks immer viel von einem guten Pow-Wow gehalten, Jenni.«
»Is nichs Pow-Wow, vor was ich Schiss hab, Mr Aitsch. Heißt, in letzter Zeit hätten sie vonnen Blocks drei Wohnsilos allein für sich untern Nagel gerissen, und das sind drei Hütten voll Wichser, die scharf auf Trouble sind, checkste?« *
Die Zunkunft ist weiblich und jung. Auch in Irland. Der Roman spielt Mitte des 21. Jahrhunderts, doch es ist “eine Retro-Zukunft”. Das Szenario wird reanimiert, ein letztes Mal, erzählen lässt es sich nur in parodistischem Pathos. (So wie Patrick de Witt in “Die Sisters Brothers” den Western noch einmal bemüht.)
“Der Roman ist antirealistisch, auf Kicks angelegt und – vielleicht am wichtigsten -, er ist eine Komödie.” Und so ist der eigentliche Held des Romans: “seine fulminante sprachliche Gestaltung, ein atemberaubendes ästhetisches Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. So ein übermütiges, pralles Erzählen in wilden Vergleichen, furiosen Metaphern, subjektlos hingeworfenen Sätzen, galoppierenden Reihungen, so ein innovatives Gespinst aus irischen Dialekten, altmodischen Floskeln, derben Dreistigkeiten, poetischen Miniaturen, verschluckten Silben, kindersprachlichen Doppelungen, dem spaßigen Spiel mit Klängen und Bedeutungen hat man lange nicht gelesen.” (Petra Schwarz, die Bücher-Rezensentin)
“Dunkle Stadt Bohane” muss man nicht lesen. Fraglos selbstbewusst nennt Barry als “literarische Einflüsse” Anthony Burgess, Cormac McCarthy und James Joyce, “aber es gab mindestens ebenso viele Einflüsse aus Fernsehen, Film und Comics. Fernsehserien wie Deadwood und The Wire, Filme wie The Wanderers oder West Side Story und Graphic Novels wie die Love and Rockets-Reihe der Gebrüder Hernandez waren zumindest so bedeutsam wie das enorme Erbe der irischen Literatur.” Wenn man das alles nicht (aner)kennt, wird einen der Roman eher langweilen.
* im Original:
Jenni was seventeen but wise beyond it. Careful, she was, and a saucy little ticket in her lowriders and wedge heels, her streaked hair pineappled in a high bun. She took the butt of a stogie from the tit pocket of her white vinyl zipup, and lit it.
»Get enough on me fuckin’ plate now ’cross the footbridge, Mr H.«
»I know that.«
»Cusacks gonna sulk up a welt o’vengeance by ’n’ by and if yer askin’ me, like? A rake o’ them tossers bullin’ down off the Rises is the las’ thing Smoketown need.«
»Cusacks are always great for the old talk, Jenni.«
»More’n talk’s what I gots a fear on, H. ls said they gots three flatblocks marked Cusack ’bove on the Rises this las’ while an’ that’s three flatblocks fulla headjobs with a grá on ’em for rowin’, y’check me?«
2015 300 Seiten
![]() 3- |
Colum McCann: Transatlantik
Der Amerikaner Frederick Douglass, ehemaliger Sklave und späterer Abolitionist und Schriftsteller, besucht 1845 Irland, um für seine Ideen und sein Buch zu werben und Geld zu sammeln. In Irland wütet neben Bürgerkriegen und Finanzkrisen gerade die Great Famine, die Große Hungersnot, welche auch eine Dienstmagd des Verlegers Webb, bei dem Douglass wohnt, zum Auswandern drängt. Lily Duggan findet in Amerika ein Auskommen und einen Mann, ihre Tochter Emily lernt Schreiben und Lesen, und wird Journalistin, die Tochter Lottie geht wieder nach England bzw. Irland zurück; die vierte Generation beschließt mit Hannah den Roman, als alt gewordene Frau blickt sie auf ihren Lebensweg und den ihrer Vorfahren zurück. Der Roman rundet sich. Eingefügt in dieses fiktive transatlantische Familienportrait ist der erste Non-Stop-Transatlantikflug von Arthur Whitten Brown und John Alcock 1919 und der Besuch des US-Diplomaten George J. Mitchell, dem Vorsitzenden der Friedensverhandlungen im Nordirlandkonflikt (Karfreitagsabkommen) von 1999 bis 2009.
Douglass, Brown/Alcock und auch Mitchell sind Personen der Zeitgeschichte, Colum McCann interessiert sich aber bevorzugt für das Innenleben und dieBefindlichkeiten. Das ist spannend, wenn man mit den Atlantikfliegern in ihrer offenen Kabine sitzt und sich durch die Wolken kämpft, das ist interessant, wenn man mit dem schwarzen Kämpfer gegen die Sklaverei die irischen Sitten kennenlernt, das passt weniger bei den Gedanken des Diplomaten, die weitgehend losgelöst vom Inhalt der Verhandlungen sind. Den Iren muss McCann da wohl nichts erzählen, aber mir hilft nur der Klick zum Lexikon.
Die Geschichte der vier Frauen-Generationen fängt mit der Auswanderin Lily dramatisch an.
Sie fühlte sich wie aufgeschlitzt. Die Duggan in ihr, jener längst vergangene Teil ihrer selbst, war nie auf den Gedanken gekommen, sie könnte irgendetwas besitzen, geschweige denn ein Gemälde. Sie war achtundvierzig. Sie lebte jetzt seit mehr als dreißig Jahren in diesem Land. Sie war Amerikanerin geworden. In welchem wirbelnden Augenblick hatte sie innegehalten und sich, ohne es zu bemerken, in eine andere Richtung gewandt? Zu welchem Zeitpunkt hatte ihr Leben seinen Sinn enthüllt? Sie konnte es nicht sagen. Sie war ein einfaches Mädchen gewesen, ja. Ein Dienstmädchen. In einem Haus voller schwieriger Dinge. Sie hatte seltsame Gespräche gehört. Über Demokratie, Glauben, Sklaverei, Güte, das Empire. Es waren Dinge, die sie nicht ganz begriffen hatte, doch sie hatten auf ein Anderswo gedeutet. «Und so bin ich fortgegangen. Ich wusste nicht, wohin. Ich hatte keinen Plan, Jon. Ich bin einfach fortgegangen. Und jetzt sieh mich an. Ein Gemälde. Du bringst mir ein Gemälde. Du legst mir ein Bild in die Arme.»
Wieder drückte sie ihr Gesicht an seine Brust. Er wusste nicht, wie er mit ihrem Weinen umgehen sollte. Sie schmiegte sich an ihn und fiel in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung.
Bei der Urenkelin Hannah verliert sich das Thema aber doch sehr in die Berichte vom Altern und den zunehmenden privaten Verlusten. Der Hund heißt Georgie. Der irische Rahmen ist lose gespannt, auch die drei Anfangskapitel sind zwar raffiniert, doch auch gezwungen mit der Chronologie der Frauen verknüpft. Ein über Jahre aufgehobener und vergessener Brief spielt hier den künstlich eingewobenen roten Faden.
Alle Personen sind sehr sympathisch, Mäner und noch mehr Frauen, die Neuland betreten, sich im Fremden zurechtfinden, sich übern den Ozean wagen. Die durchgehende Freundlichkeit lässt den Roman aber auch etwas eindimensional werden. „It’s hard to fault McCann’s fine sentiments, but really memorable fiction requires a little more ambiguity – some more grit in the oyster.” (Theo Tait, The Guardian)
Gewöhnen muss man sich an den Stil McCanns. Er reiht kurze und kürzeste Hauptsätze wie ein Mosaik aneinander, fast pointilistisch. Hat man sich einmal eingelesen, merkt man, dass sich auch mit den kurzen Blicken viel beobachten und trefflich beschreiben lässt.
Browns Frau Kathleen begrüßte sie an der Tür. Sie war dunkelhaarig und ernst. Hübsch – auf eine vorsichtige Art. Sie führte Emily in ein getäfeltes Wohnzimmer.
Er trug einen guten Anzug, doch sein Körper schien damit nicht vertraut zu sein.
Ein Hauch von Verfall, ja, aber nicht mehr als bei ihr selbst, dachte sie.
Er legte die Hand leicht an ihren Ellbogen und führte sie zum Sofa, bat sie, sich zu setzen, und zog einen Flechtstuhl heran. Er beugte sich über den niedrigen Glastisch, schenkte Tee ein und wies auf die Kanne, als könnte darin die Antwort enthalten sein.
2013 380 Seiten
![]() |
Anne Enright: Anatomie einer Affäre
So gelang es mir, das Haargel und die schauderhafte Architektenarmbanduhr zu vergessen, und eine Weile sah ich ihm nur beim Denken zu und wie seine grauen Augen von einer Person zur nächsten wanderten. Und vielleicht hing es mit der Arbeit zusammen, mit dieser vernünftigen, beinahe lässigen Art, in der wir über, seien wir ehrlich, beträchtliche Geldsummen sprachen, vielleicht hing es damit zusammen, dass er in dem Raum saß, in dem ich den größten Teil meiner wachen Stunden verbrachte, aber es fühlte sich sehr intim und geradezu traumhaft an, ihn dort zu sehen – als würde ein Filmstar in Ihrer Küche Tee trinken -, und ich hatte Lust, ihn zu ficken. Zum ersten Mal gab es kein anderes Wort dafür. Ich wollte ihn Wirklichkeit werden lassen. Einen Mann, bei dem ich um neun Uhr die Straßenseite gewechselt hätte, um ihn zu meiden – um neun Uhr fünfundzwanzig wollte ich ihn ficken, bis ihm die Tränen kämen. Meine Beine zitterten davon. Meine Stimme entglitt mir, als ich den Mund zum Sprechen öffnete. Die Glaswand des Sitzungszimmers war riesig und mit einem Mal zu durchsichtig, so schutzlos fühlte ich mich.
Sie arbeiten in der selben Firma, Gina Moynihan und Seán Vallely, sie treffen sich auf einem Gartenfest, fahren gemeinsam zum Kongress am Genfer See. Es geschieht, was immer geschieht. Anne Enright erzählt nichts Neues, sie schaut vielleicht ein wenig genauer hin. Auf seine kleinen und großen Gesten, seine Haare, seine Finger, seine Unsicherheiten. Sie spielt ein wenig mit den Ingredienzien des Genres: Wer hat die Affäre begonnen, wann war das, wer wagte den ersten Blick, wann wäre es noch möglich gewesen innezuhalten? Weshalb sagt Aileen, seine Frau, nichts? Weil sie alles weiß oder weil sie noch nichts gemerkt hat? Wie rechtfertigt man den Partnerwechsel der eigenen Familie, der Mutter, der schönen, biederen Schwester gegenüber?
Weil Gina, die Ich-Erzählerin, sehr genau beobachtet, sie will ja sezieren und nimmt sich selbst davon nicht aus, mehren sich die Seiten. In anderen Erählungen Enrights leiden die Frauen an den Männern, weil ihnen die Tradition diese Rolle zuschreibt. Gina ist Mittelschichtlerin, sie bräuchte die Männer nicht, sie verfällt ihnen doch, obwohl sie sich Selbstständigkeit leisten könnte. Sie sehnt sich nach “Schutzlosigkeit”, sie kann sie nur mit Sauvignon Blanc ertragen. Zu detailliert wird diese Ambivalenz ausgebreitet. Ginas Erinnerungen und Wahrnehmungen sind nicht sehr zuverlässig. Manches könnte auch anders – gewesen – sein. Das ist so und es ist gut, wenn man es sich und den Lesern offenbart, es kann aber auch zum erprobten erzählerischen Gestus werden. “How Can I Be Sure” – jedes Kapitel ist mit einem Songtitel überschrieben. Das ist aber bloß Hintergrundmusik.
Der Roman spielt in der Gegenwart, die Finanzkrise spielt im Hintergrund mit, prägt den Roman aber nicht. Das von der Mutter geerbte Haus lässt sich nicht verkaufen, also zieht Gina selbst ein, nimmt auch Seán und seine Tochter Evie auf.
Auch das ist meist Bestandteil des Affärenromans: das Schicksal der Trennungskinder. Enright überhöht das, indem sie Evie ein besonderes Problemkind sein lässt: Sie ist Epileptikerin. Für Enright’s Gina ist das “sonderliche” Kind wichtig, sie betont seine Bedeutung schon im Vorwort:
Hätte es das Kind nicht gegeben, wäre vielleicht nichts von alledem passiert; doch die Tatsache, dass ein Kind daran beteiligt war, machte es so viel schwieriger zu verzeihen. Natürlich gibt es da gar nichts zu verzeihen; doch die Tatsache, dass ein Kind darin verwickelt war, flößte uns das Gefühl ein, es gebe kein Zurück mehr, es gehe um etwas Wichtiges. Die Tatsache, dass ein Kind betroffen war, bedeutete, dass wir uns ehrlich mit uns selbst auseinandersetzen, die Sache zu Ende bringen mussten.
Als es anfing, war sie neun, aber das spielt kaum eine Rolle. Ich meine, ihr Alter spielt kaum eine Rolle, weil sie schon immer etwas Besonderes war – sagt man nicht so? Sicher, alle Kinder sind etwas Besonderes, alle Kinder sind schön. Ich muss zugeben, dass ich Evie schon immer ein bisschen eigen fand; etwas Besonderes war sie also auch im altmodischen Wortsinn von »sonderlich«. […] Damals aber, als Neunjährige, hielt ich sie für eine schöne, klare kleine Person und für eine Art Geschenk.
Und als sie sah, wie ich ihren Vater küsste – als sie sah, wie ihr Vater mich küsste, in seinem eigenen Haus -, da lachte sie und wedelte mit den Händen. Ein schrilles, unvergessliches Johlen. Es war, dachte ich später, vor allem ein Lachen der Erkenntnis, zugleich aber eines der Gehässigkeit oder dergleichen – Schadenfreude vielleicht. Und ihre Mutter, die unten an der Treppe stand, rief: »Evie! Was machst du da oben?« Da blickte das Kind über die Schulter.
Im dritten und letzten Kapitel beschäftigt sich die Erzählerin näher mit Evie und ihrer Krankheit. Das gehört zum Roman und bleibt ihm doch fremd, aufgesetzt. Die Verknüpfung mit der Affäre scheint mir zu künstlich, obwohl Gina mit Evie lernt, Ernst zu sein, sich um einen Menschen zu kümmern.
Enrights Erzählungen sind kompakter, vertändeln sich nicht, haften näher an den Alltagsproblemen des Lebens. Zu diesen Alltagsproblemen gehören natürlich auch die Männer.
2011 310 Seiten Originaltitel: „The Forgotten Waltz“
![]() 3 |
![]() |
Eugene McCabe: Tod und Nachtigallen
Kaum ein Vogelruf, eine Ahnung tastenden Lichts und dann, aus der Ferne, im Morgengrauen das entsetzliche Gebrüll eines Tieres, das große Schmerzen leidet. Eine Weile verstummte alles, als lauschten die Vögel und die Geschöpfe in den Gräben, aus Ehrerbietung vor dem nahenden Tod.
Die Leute leben auf dem Land. Torfmoore, Steinbrüche, Felder und Hecken, Glyzinien und Mädesüß, Seen, Hohlwege, das Meer in denkbarer Ferne. Nordirland. Das Leben klebt auf der Erde, dort kennt man sich aus, dort will man nicht zuhaus sein. Aber man kommt nicht weg.
Beth ist die Tochter von Billy Winters, nicht seine leibliche, die Frau hat sie in die Ehe geschmuggelt. Man lebt in Hassliebe. Billy gibt Beth unväterliche Küsse, Beth versorgt Billy und sein Anwesen. Sie haben sich arrangiert, sie bleiben unzufrieden.
Als Mercy ans Fenster ging, um hinauszusehen, löste ein kleiner Windstoß Tausende Blüten von den Buchen, ein braunes Gestöber, das lautlos gegen Ziegel, Fenster und Wände taumelte und dann auf das Gewirr von Glyzinien herab sank, die längs am Haus wuchsen.
»O Gott! Schauen Sie nur, Miss, könnte es etwas Schöneres geben?«
Beth blickte hinaus.
»Es ist wie im Himmel«, fügte Mercy hinzu.
Die beiden Frauen starrten auf den rehbraunen Blüten Schnee vor dem Grün der Buchenblätter und dem Marineblau des Himmels, bis Beth fragte:
»Und wo ist dann die Hölle?«
»Der Gestank von Porter und schmutzigen Socken in Mickey Dolphins Zimmer. Gott weiß, wann der Kerl sich zum letzten Mal gewaschen hat … Männer sind schmutzige, schlampige Teufel.«
Mercy drehte sich um und sah in Beths lächelndes Gesicht.
Eugene McCabe erzählt vom 3. Mai 1882, dem 25. Geburtstag von Beth, und von der darauffolgenden Nacht. Beth hat nichts zu lachen, ihr Leben verspricht nicht viel, sie ist froh, wenn die Männer nicht zu betrunken sind. Bis sie in der Nacht die Möglichkeit des Ausbruchs sieht, erhofft. Die Flucht mit dem zwielichtigen Liam Ward, ein Getriebener auch er, weg von Irland, mit dem gestohlenen Gold von Billy.
Der Roman findet ein überraschendes Ende, glücklich wird es nicht sein. Das karge Leben lässt kaum Träume zu und hat für Frauen nicht einmal die Belustigungen, das Saufen und das Toben. Sie sind wohl dennoch die stärkeren. McCabe erzählt einfühlsam, drückt die Sorgen der Menschen besser aus als diese selbst sie kennen. Er gibt keinem die Schuld, nicht Billy, nicht Beth. Die Personen können nicht gut sein, sie leiden selbst an ihrer Brutalität. “Das alles war zu unglaublich, um es wirklich zu begreifen.” Es gibt nur Abgründe, im Leben, in der Landschaft, im Land. Hintergrund ist das arme, politisch und religiös gespaltene Irland des 19. Jahrhunderts, das sich nur durch Fluchen und Fluchtgedanken aushalten lässt.
Beth legte unter den Decken die Hände auf ihren Bauch, lehnte sich zurück und drehte das Gesicht zur Wand. Als er das sah, fragte er:
»Hast du Schmerzen … bist du krank, Beth?«
»Sterbenskrank, Mr Winters … krank zum Tod.«
1992 300 Seiten
John Keats: Ode to a Nightingale
![]() +2 |
Anne Enright: Das Familientreffen
Der Roman ist beladen, mir scheint überladen mit den belastenden Gesten des Lebens. Die Erzählerin Veronica saugt sich voll mit den Verflechtungen der Familienbande, sie sucht ihren Platz als Kind, das sie immer bleibt, als Schwester, sie muss daraus ihren Platz als Mutter und Ehefrau bestimmen, was ihr alles andere als leicht fällt, sie weiß oft nicht, ob sie lieben oder hassen soll oder ob beides nicht eins ist. Dabei fantasiert und fabuliert sie nüchtern, illusionslos, aus der Distanz der betroffenen Beobachterin. Die Erzählerin kennt ihren Wunsch: hinaus in ein „größeres Leben“, sie ist aber Reporterin einer gewandelten Zeit, studiert, bilanzierend, mit Beruf, mit nur 2 Kindern; die wirklich erzählenswerten Ereignisse liegen in einer Vergangenheit, die noch hereinragt in die Gegenwart, der man nicht entkommt, der sie nicht entkommen will.
»Als du klein warst, Mammy. Wo hast du gewohnt, als du klein warst?«
»Um die Ecke«, sagt sie und ist über diese Tatsache betrübt. »Ich glaube, wir haben um die Ecke gewohnt.«
Die Vergangenheit ist kein fröhlicher Ort. Und der Schmerz, der mit ihr einhergeht, gehört eher meiner Mutter an als mir, denke ich. Wer bin ich, dass ich die Vergangenheit für mich beanspruche? Meine arme Mutter hatte zwölf Kinder. Immer wieder musste sie die Zukunft zur Welt bringen. Ein ums andere Mal. Zwölfmal Zukunft. Noch öfter. Vielleicht gefiel es ihr ja, all diese Kinder zu kriegen. Vielleicht verfügt sie über mehr Vergangenheit, die sie abstreifen muss, als die meisten Menschen.
Es sind drei Generationen, die namhaft gemacht werden und ihren Beitrag zum Elend geliefert haben. Ada, die Granny, ragt als Zeugin einer Welt, die den Armen kraftvoll Ansprüche gestellt hat, in die Gegenwart des Erinnerns. Sie hat ein Vorleben und sucht sich Männer. Männer, das ist schon das Schlimme. Die Elterngeneration bleibt farblos, verschleißt sich im Einerlei des vor sich Hinlebens. Der Vater ist tot, die „notorisch überforderte und zwecks Selbsterhaltung desensibilisierte“ Mutter (Kristina Maidt-Zinke in der SZ) kann ihre Kinder nicht auseinanderhalten. Altirisch katholisch ist deren Zahl: 3 früh gestorbene, 9 lebende, darunter die Erzählerin Veronica, darunter ihr Lieblingsbruder Liam, ein Kind und ein Jahr älter als sie, jetzt auch tot.
Mein Vater war nie fromm, und ich glaube nicht, dass er sich vor den Höllenqualen fürchtete – wenn er also den Sex hatte, der zwölf Kinder und sieben Fehlgeburten hervorbrachte, die im Körper meiner Mutter (welche jetzt am Ende der Reihe niederkniet) heranwuchsen, so war es nichts anderes als genau das: Er hatte Sex. Es hatte nichts damit zu schaffen, was die Priester ihm sagten oder nicht sagten, es war einfach etwas, das er tun musste oder tun wollte, etwas, das ihm seiner Meinung nach zukam.
Er liebte meine Mutter. Diese widerwärtige Tatsache ist nicht wegzuleugnen – die Tatsache, dass mein Vater meine Mutter liebte. Aber er liebte sie nicht innig genug, um sie in Ruhe zu lassen. Nein. Ich vermute, mein Vater hatte Sex so, wie seine Kinder sich betrinken – das heißt wider besseres Wissen: nicht um der Lust willen, die es ihm bereitete, als vielmehr, um allem Einhalt zu gebieten.
Der Selbstmord dieses Lieblingsbruders Liam, der in seiner ungestümen Art mit seinem Leben nicht zurechtkam, ist Kern der Geschichte und Anlass des Familientreffens. Seltsam scheu angedeutet in diesem Roman, der sonst dem Geschlechtlichen nicht ausweicht, ist der letzte Grund für den Tod, der sexuelle Missbrauch Liams durch einen von Adas Männern, der zur Verstörung führt, die nicht mehr zu kompensieren ist.
Es muss viel geklärt werden, bis das „Familientreffen“ stattfinden kann. Müsste geklärt werden, denn die Erzählerin ist sich ihrer Erinnerungen nicht sicher und sagt das auch. „Ich möchte niederschreiben, was im Haus meiner Großmutter geschah in dem Sommer, als ich acht oder neun war. Aber ob es wirklich geschehen ist? Mit Gewissheit kann ich es nicht sagen.“ Der Handlungsverlauf wird dadurch abgebremst, windet sich, findet erst spät zur Zusammenführung des zerstreuten Personals im Haus der Mutter. Die Kapitel haben zu viel Kraft, kosten zu viel Kraft, sind wichtig, schieben sich aber vor das Geschehen, beulen den Roman aus.
2007 340 Seiten
Die Erzählungen – „Alles, was du wünschst“ – machen es Anne Enright und dem Leser leichter, da Skizzen oft reichen, um die Verlorenheit der Personen gegenüber Familie und Leben zu belichten.
Filed under: - Belletristik | Schlagwörter: Familie, Frau, Geschichten, Irland
Anne Enright: Alles, was du wünschst
Mein Leben war zu kurz, um Kartoffeln zu kochen.
Weil man was versäumt, wen versäumt, das Glück, wenn man sich mit den Banalitäten des Alltags beschäftigt. Man isst dann lieber Fast-Food. Und stellt im Rückblick fest, dass das Glück, das Leben auch mehr dem Nebenher-Essen glich als glücklichem Gemüse, aber dann ist es zu spät. Man schaut in den Spiegel und kennt sich nicht mehr.
Zwischen 20 und 50 liegt das Leben. Mit 20 ist man naiv und vielleicht verliebt und erwartet die ersten Kinder, mit 50 sind die Kinder aus dem Haus und die alten Eltern erwarten jetzt die Fürsorge – auch sie undankbar – oder sterben gerade oder sind gerade gestorben… Über die dreißig Jahre abnehmender Illusionen zwischen 20 und 50 erzählt Anne Enright. Für ein Leben im Glück reicht das Geld nicht, ist die Arbeit zu viel, hat man den falschen Mann geheiratet – bzw. hat überhaupt geheiratet. Die Kinder waren ihre Zukunft, weil man die eigene bald verloren gab. Enright erzählt – bis auf eine Geschichte – aus weiblicher Perspektive, denn die Männer sagen ja nichts, legen sich nicht fest, auch nicht im Bett, übernehmen die Kinder mal zum Eisessen, stören sonst eher. Doch auch die Nicht-Geheirateten sind bloß Surrogat, Material für verwischte Träume ausgelöst von einem sehnend gedeuteten Blick oder Geräusch oder einer eher zufälligen Berührung. Auch der Urlaub oder das Ausland verlagern nur den Alltag, werden nicht zum Höhepunkt, sondern ertragen und abgehakt. Enrights Frauen wissen das, sie kommen damit zurecht. Dass sie Irinnen sind, macht die Geschichten verwurzelter, bodenstämmiger, handfester, oft durchaus derb.
So, jetzt bin ich also verheiratet, was immer das bedeutet. Ich glaube, es bedeutet, dass ich nun Bescheid weiß. Da ich ab sofort in diesem Haus mit den langweiligen Blumen und mit den von Efeu berankten Mauern wohne, weiß ich, dass ich Fintan nicht nur »fast« geliebt habe – ich habe ihn geliebt. Punktum. Und ich kann nichts dagegen tun – gegen die Tatsache, dass ich ihn jahrelang geliebt habe, ohne es zu wissen. Gar nichts wusste ich. Ich schlafe ganz entspannt neben meinem Gatten, meinem gierigen alten Mann. Denn irgendwie hat er recht- Fintan hat immer irgendwie recht. So viele von den Männern, denen man begegnet, sind tot. Einige von ihnen sind auf nette Art tot, andere einfach nur tot. Das macht sie leicht verführbar. Das macht ihre Verführung gefährlich. Sie schenken einem ihre weiße Blindheit. So ist es leicht, neben ihm unter den Laken zu liegen und nicht viel nachzudenken.
Im Original heißt das Buch „Taking Pictures“, Schnappschüsse, mit ähnlichen Motiven, manche liebevoll lakonisch mit den Schicksalen spielend, manche etwas verwackelt, auf einigen ist nicht viel zu erkennen. Trotzdem leicht und schnell gelesen. „Anne Enright enttäuscht potentielle Leseerwartungen systematisch: Statt erfolgreichem Sex ergibt sich lediglich „ein zielloses Rumgemache“ […] Die betrogene Gattin aus „Bis zum Tod der jungen Frau“ verachtet ihren fremdgehenden Ehemann nicht nur nicht, sie hat sogar Mitleid mit ihm.“ (Margret Fetzer in der FAZ)
2008 260 Seiten
Anne Enright: Das Familientreffen