David Lodge: Wie bitte ?
Im Original heißt der Roman „Deaf Sentence“ und das ist viel treffender, lässt sich aber nicht übersetzen. Es geht nämlich nicht nur um die zunehmende Schwerhörigkeit des Protagonisten, eines, wie soll es bei Lodge anders sein, UniProfs für Linguistik, sondern um die zum Tod führende Demenz seines Vaters: das Todesurteil.
Dad wohnt noch allein, kommt aber, und das ist recht lustig, nicht mehr so zurecht. Ins Heim will er nicht, und als schließlich doch nichts anderes mehr übrig bleibt, lässt ihn Lodge gnädig sterben. Lodge bzw. sein diesmal bereits emeritierter Professor Desmond Bates sind gute Menschen, sie haben die gleichen Probleme wie die Leser und machen sich stellvertretend viele Gedanken dazu. Heiter ist das Alter nicht, aber die Missverständnisse, die die Schwerhörigkeit erlaubt, sind amüsant; auch Desmond Bates nimmt sie letztlich gelassen.
Das Personal ist das typische für den Campusroman und natürlich taucht auch die junge, etwas tumbe, aber fordernde amerikanische Studentin Alex auf, die Bates noch einmal in Kalamitäten bringt. Daneben gibt es die Frau und die Kinder und Enkel und die Alltagsprobleme wie Weihnachten.
Ein bisschen fremd im Buch ist eine Auschwitz-Episode. Lodge hat sie wohl von früher übrig, baut sie aber gerade dann ein, als die Tochter einen Enkel zur Welt bringt. Diese Kontrastsetzung zwischen Mord und Geburt ist in diesem Kontext eher ärgerlich.
Ja, und natürlich wird bei Lodge auch über die Religion diskutiert. Auch hier plädiert er wieder für Verständnis und lässt das die Romanpersonen auch vorleben.
Lodge schreibt locker amüsant. Er wechselt von der Erzählung zum tagebuchartigen Bericht der Hauptperson. Wer schon ein bisschen schlecht hört, kann manche seiner Malaisen wiederentdecken, soll aber nicht zu viel Originelles erwarten.
2008 360 Seiten
Wenn man den Schutzumschlag zum Lesen abnimmt, ist das Buch so senfgrüngelb. Wer wählt eigentlich solche Farben aus? Sagt die Farbe etwas über das Thema oder den Inhalt? Oder sollte man Bücher mit drangelassenen Schutzumschlägen lesen?
Kommentar verfassen so far
Hinterlasse einen Kommentar