Nachrichten vom Höllenhund


Suter
11. Mai 2010, 20:35
Filed under: - Belletristik

Martin Suter: Der Koch

Pfefferminzluft, Zimt-Kokosöl-Essenz, Knoblauchschaum und ihre Safrantexturen sind Kreationen der modernen Kunst des Kochens, der Molekularküche. Andere Zutaten von Suters Roman sind die Wirtschaftskrise und vor allem der Bürgerkrieg in Sri Lanka. Der tamilische Asylbewerber Maravan landet in der Schweiz und wird dort als Koch, der die traditionelle Ayurveda-Küche seiner Großmutter zu „Love-food“ verdampft, hoch geschätzt.

Als Beilage gibt’s die lesbische Kollegin Andrea, die als Liebes-Caterin auftritt und Maravan für die Zubereitung der aphrodisierenden Menues für die Schweizer Waffenhändler gewinnt, gegen seinen Willen, denn Maravan ist ein Guter, ein Moralischer. Aber er muss seiner tamilischen Familie im Bürgerkrieg helfen. Ein globalisierter Roman.

Man hätte das Rezept für den Roman neben die Rezepte des „Love Menus“ in den Anhang stellen sollen. Beides wirkt konstruiert, glatt wie die Dame auf dem Umschlag.

Vielleicht macht es auch nur mein Neid auf die Reichen, die sich mit solch molekularem Viagra über ihre menschlichen Demenzen hinwegtäuschen lassen. „Essen zum Flachlegen“ (Peter Richter in der FAZ) freuen sich die meisten Rezensenten und wollen die Essenzen gleich nachkochen, um sich damit auf Augenhöhe der Rotationsverdampfer zu zeigen. Ich finde es fast geschmacklos, den ausgenutzten Asylbewerber als exotischen Bimbo in die Küchen der hohlen westlichen „Leistungsträger“ zu platzieren und das Leid in Sri Lanka als Schaum daneben. Zum Schluss findet Maravan in seiner Landsfrau Sandana seine Liebe, und diese beiden sind mit Andrea und der äthiopischen Edelprostituierten Makeda „entschlossen, sich an jenen zu rächen, die schlimmer sind als die Ideologen des Krieges: ihren Lieferanten. Der Triumph der poetischen Gerechtigkeit.“ (Christopher Schmidt, SZ)

Das liest sich glatt und schnell runter und macht kein schlechtes Gewissen. Elegant muss bei einem Roman kein positives Attribut sein.

Rezensionen bei Perlentaucher

3


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